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Hannes Jähnert

ist nominiert für seinen Blog Hannes-Jaehnert.de, auf dem er zu sozial-digitalen Themen wie Online-Volunteering, Freiwilligenmanagement und diverse – eigene und fremde – Projekte in diesen Bereichen schreibt. Zudem bringt er sein Wissen und die Themen, die ihm am Herzen liegen, im Rahmen von Seminaren und Workshops näher und unterstützt als Vorstandsreferent die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt.

Wie sind Sie dazu gekommen, einen Blog zu machen, und was verbinden Sie mit ihm mit Blick auf den For..Net Media Award?

Auf die Idee zu bloggen bin ich erstmals um das Jahr 2005 gekommen, als ich für mein erstes Studium von Gera nach Erfurt zog. Für unseren Geraer Verein hatten wir damals gerade eine Webseite eingerichtet und das bloggen bot eine tolle Gelegenheit, mich auch aus der Ferne für dieses Projekt zu engagieren. Der „Joke-Blog“ von damals hatte inhaltlich natürlich nicht viel mit dem zu tun, was ich heute mache. Es war aber definitiv einer der Gründe, warum ich im Studium der Sozialen Arbeit begann, mich mit neuen Medien und digitalem Ehrenamt zu beschäftigen.

Am Bloggen gefiel mir zunächst der dokumentarische Aspekt. Wie in öffentlichen Tagebüchern kann man in vielen Blogs gut nachvollziehen, wie Ideen wachsen und Neues in die Welt kommt. Außerdem ist Schreiben ein bildender Prozess. Besonders dann, wenn man sich irgendeinem Publikum – und sei es noch so klein – verständlich machen will, muss man seine Gedanken und Argumente gut sortieren und sinnvoll miteinander verknüpfen. Dass man dabei selber auch was lernen kann, ist beim Bloggen also vorprogrammiert.

Als ich um das Jahr 2008 begann über den digitalen Wandel der Zivilgesellschaft zu schreiben, kam noch ein weiterer Motivator hinzu: Es schien tatsächlich Leute zu geben, die das interessierte. Heute, im Jahr 2021, nach mehr als 12 Monaten pandemiebedingter Hyperdigitalisierung, interessiert das natürlich noch ein paar mehr Leute als damals. Und so ist aus der ‚vernetzten Selbstbildung‘ ein Wissenspool entstanden, in dem zu aktuellen Fragen schon allerhand zu finden ist.

Über die Nominierung für den For..Net Media Award habe ich mich sehr gefreut. Der Award hebt ja das Engagement für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung hervor, die vor allem Zugänglichkeit zum häufig sehr fachlichen Diskurs darum braucht. Blogs – auch wenn oft schon totgesagt – können dabei helfen, denn sie können Schatztruen des Wissens und unabhängige Netzwerkknoten sein. Vor allem aber zeigen sie, dass Neues nicht von jetzt auf gleich in die Welt kommt und dass auch die Digitalisierung ihre Zeit braucht.

Was macht Ihren Blog zu einem erfolgreichen Format und was möchten/könnten Sie noch ändern, um Menschen Digitalisierung und ihre Folgen zu erklären?

Wenn ich mir anschaue, was ich als „Engagementblogger“ und „Freizeitforscher“ in den letzten Jahren konkret bewirken konnte, würde ich sagen, dass es neben der Berichterstattung zu kleineren und größeren Projekten vor allem die, vielleicht auch bissige, Einmischung war, die meinen Blog zu einem erfolgreichen Format gemacht hat. Meine Beschäftigung mit dem Erhebungsinstrument des Deutschen Freiwilligensurveys beispielsweise führte dazu, dass das DZA 2014 erstmalig repräsentative Daten zum Online-Volunteering in Deutschland 2014 erhob. Daten, die ich dann auf eigene Faust auswertete, um zu zeigen, dass digitales Engagement längst nicht mehr nur Randphänomen der deutschen Zivilgesellschaft ist und sich durchaus positive Effekte der Digitalisierung in Engagement und Ehrenamt beobachten lassen. Erkenntnisse übrigens, die später auch Eingang den Dritten Engagementbericht der Bundesregierung zu „jungem Engagement im digitalen Zeitalter“ fanden.

Daneben, denke ich, sind es auch meine Versuche, den Buzzwords des digitalen Wandels Sinn und Rahmen zu geben. Allem voran: „Digitalisierung“, ein Wort, das in den Koalitionsverträgen der letzten Jahre unerklärter Weise öfter vorkam als die Dokumente Seiten hatten. Ich kann nicht behaupten, dass meine Definition von Digitalisierung in irgendeiner akademischen Weise rezipiert wurde. Da sie aber über die Beschleunigungsthese Rosas gut an Themen wie Achtsamkeit andockte, habe ich die Leute bei Vorträgen dazu zumindest nicht technisch verschreckt. Was ich in meinem Blog künftig gern weiter ausbauen will, ist das Inspirierende, das Ermutigende. Es hilft meines Erachtens wenig, irgendwelche Teufel an die Wand zu malen – ganz besonders nicht, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten. Denn das ist eine Sache, bei der möglichst viele Leute mitmachen und nicht verschreckt resignieren sollten. Mit einem neuen Newsletter und in meinen über die Jahre gewachsenen Social-Media-Kanälen fange ich gerade damit an.

Welche schöne/lustige/interessante Begebenheit, die Sie im Zusammenhang mit Ihrem Blog erlebt haben, möchten Sie uns verraten?

Ganz witzig fand ich als mein erster Artikel zum Schlagwort #meinjob in Führungskräfterunden des DRK Thema wurde. Ich war seinerzeit gerade in den Bereich „Innovation und Digitalisierung“ gewechselt und schickte mich an, die digitale Öffentlichkeitsarbeit der DRK-Wohlfahrt mit einem Mehrautoren-Blog zu öffnen. Das Ziel war allen Kolleginnen und Kollegen eine öffentliche Plattform für ihre Themen zu bereiten und damit auch Wissen – nicht nur zu digitalen Themen – zugänglicher zu machen.

Natürlich fragte man sich, was denn da jetzt passieren würde, wenn alle einfach so ihre Meinung veröffentlichen konnten und ob das nicht auch bisschen gefährlich sei. Da schwangen schon einige Sorgen mit! Der Gedanke aber, dass Blogbeiträge in solchen Runden künftig ausgedruckter Weise auf die Tagesordnung kommen, amüsierte mich ziemlich. Und so ließ ich auch im Blog der DRK-Wohlfahrt.de einen Drucken-Button einbauen und kreuzte grinsend die Finger.