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Praktikumsbericht

über die Zeit am Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung und dem TUM Center for Digital Public Services (CDPS)

von Kathrin Walther, 13.09.2021

Die praktischen Studienzeiten in Form von Praktika gehören zur juristischen Ausbildung dazu. Insgesamt müssen drei Monate in mindestens zwei verschiedenen Rechtsgebieten absolviert werden. Der praktische Einblick „hinter die Kulissen“ der Arbeitsweise von Juristen und Juristinnen und die Möglichkeit mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, zählt für mich zu den schönsten Momenten des Studiums. Nun stand ich vor dem Problem, dass durch die Kontaktbeschränkungen der Covid19-Pandemie Praktika so gut wie unmöglich geworden waren und es mir nach mehreren Onlinesemestern deutlich schwerer fiel, mich für mein Jurastudium zu motivieren. Diese Traurigkeit über die Gesamtsituation teilte ich auf der Nachrichtenplattform Twitter. Daraufhin schrieb mich Herr Professor Heckmann an, dass er meinen Tweet gesehen habe und ob ich nicht Lust hätte, mein letztes Praktikum an seinem Lehrstuhl und der dortigen Forschungsstelle zu absolvieren. Ich könnte mir auch aussuchen, ob ich remote von zuhause aus oder vor Ort in München arbeiten möchte.

Da ich mich schon seit Beginn des Studiums sehr für die Digitalisierungsmöglichkeiten im Recht und die technische Lösung von Rechtsfragen begeistere, habe ich nicht gezögert und sofort meine Bewerbungsunterlagen an den Lehrstuhl geschickt. Ein Zoom-Call später war ich Praktikantin an dem am Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung angegliederten Forschungsinstitut „TUM Center for Digital Public Services (CDPS)“ an der Technischen Universität München. Dieses beschäftigt sich mit den Rechtsfragen der Digitalisierung im Schnittfeld von Rechtswissenschaft und Technik. Zu den Schwerpunkten gehören einerseits die Forschung im Bereich E-Government, E-Education und E-Health sowie den damit einhergehenden Fragestellungen zu Datenschutz- und IT-Sicherheitsrecht und andererseits die Bearbeitung von Praxisprojekten mit höchster gesellschaftlicher und politischer Relevanz. 

Ich habe mich dazu entschlossen, das Praktikum zum größten Teil von zu Hause aus zu absolvieren. Nach dem Vorstellungs-Zoom-Call, an dem ich alle Lehrstuhlmitarbeitenden kennenlernen durfte, besprachen wir die Planung der nächsten Wochen. Mein erster Arbeitsauftrag war die Überarbeitung eines des Lehrbuchkapitels zum Polizei- und Sicherungsrecht, da es in letzter Zeit viele Änderungen und Novellen gab, die eingearbeitet werden mussten. Die Aktualisierung von Veröffentlichungen gehört zum Alltag an einem Lehrstuhl dazu und es war sehr informativ den Ablauf und die Recherche dahinter mitzuerleben. Normalerweise ist man als Student oder Studentin nur Konsument oder Konsumentin der Lehrbücher und bekommt von deren Erstellung nicht sonderlich viel mit. Es war eine Herausforderung, die Aufbereitung von Rechercheergebnissen so zu gestalten, dass es nicht nur eine Zusammenfassung des Themas ist, sondern sich als Ergänzung in den Gesamttext einfügt. Das Einarbeiten in ein neues Thema und dessen präzise Recherche hat mir großen Spaß gemacht.

Mein zweiter Arbeitsauftrag hatte mehr mit dem Thema Digitalisierung zu tun. Ich durfte an der Entwicklung einer Übersicht mitarbeiten, welches Verhalten bei der Social Media Nutzung erlaubt ist und welche rechtlichen Rahmenbedingungen es hierfür gibt. Die Schwierigkeit hierbei war es, zwar praxisbezogen zu recherchieren und es für jedermann verständlich zu formulieren, aber gleichzeitig dem wissenschaftlichen Anspruch zu genügen. Auch die Überlegung, wie man das Projekt technisch am besten realisieren kann, war hochspannend. Gerade der interdisziplinäre Austausch an der Forschungsstelle zwischen der IT-Seite und der rechtlichen Ausarbeitung des Themas war besonders informativ.

Das remote Arbeiten war kein Problem, durch drei Online-Semester war ich dafür auch bestens technisch ausgestattet. Den persönlichen Kontakt musste ich durch die verschiedenen Zoom-Calls ebenfalls nicht vermissen, da ein Teil des Teams auch im Homeoffice arbeitete. So habe ich mich morgens mit dem Team auf eine virtuelle Kaffeepause getroffen, bei der jeder seinen eigenen nicht-virtuellen Kaffee daheim vor sich hatte oder war einmal die Woche bei der Team-Besprechung dabei. Die Coffee-Calls fanden meist in wechselnder Besetzung statt, je nachdem wer gerade kurz Zeit hatte. Dadurch konnte ich alle besser kennenlernen und nicht nur die, mit denen ich über meine Aufträge zu tun hatte. Weil man nicht jeden täglich antrifft, hatte man sich immer etwas zu erzählen und konnte sich über Privates oder laufende Projekte austauschen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit den verschiedenen Teammitgliedern zu plaudern oder Fragen über den Alltag stellen zu können. Außerdem habe ich mich sehr über die Möglichkeit gefreut, das Team vor Ort am Lehrstuhl kennen zu lernen. Es war eine tolle Abwechslung nicht nur die Zoom-Kacheln zu sehen, sondern auch alle einmal persönlich zu treffen. So haben wir in lockerer Atmosphäre auf das 25-jährige Dienstjubiläum als Universitätsprofessor von Herrn Professor Heckmann angestoßen und es wurden die Preise für das lehrstuhlinterne EM-Tippspiel vergeben.

Über meine Zeit am Lehrstuhl und der Forschungsstelle durfte ich die Arbeitsatmosphäre als sehr gemeinschaftlich erleben. Alle Mitarbeitenden waren von Tag 1 an sehr bemüht, mich überall einzubinden, sodass ich mich von Anfang an wie ein Teil des Teams gefühlt habe. Trotz der Tatsache, dass wir nicht alle am selben Ort waren, habe ich mich zu keiner Zeit alleingelassen gefühlt und wusste, dass ich jederzeit um Hilfe bitten kann. Auf meine Arbeitsaufträge kam immer sofort hilfreiches und ehrliches Feedback, was ich gut gemacht habe und was anders vielleicht hilfreicher wäre. Ich habe die ehrlichen Rückmeldungen sehr geschätzt, da ich dadurch auch die Möglichkeit hatte mich zu verbessern und andere Betrachtungsweisen zu erkennen. Es war sehr spannend, die Sichtweise „der anderen Seite“ mitzuerleben und diese bei der Erstellung von Übersichten mit im Kopf zu haben. Ich wurde stets ermutigt auch eigene Ideen oder meinen Blickwinkel mit einzubringen und hatte jederzeit das Gefühl, dass meine Beiträge auch wertgeschätzt werden. Bei der Verteilung der Arbeitsaufträge wurden meine Kompetenzen und Vorlieben berücksichtigt und ich durfte mir aussuchen, woran ich konkret mitarbeiten möchte. Ich belege derzeit den Arbeitsrechtsschwerpunkt im Studium und konnte dann gleich mein Wissen in den arbeitsrechtlichen Aspekten der Themen beisteuern. Es hat mir viel Spaß gemacht, praktisch zu erleben, wie das theoretische Wissen aus den Vorlesungen Anwendung findet. Es war besonders schön, mein Wissen auch mal außerhalb von Klausuren anwenden zu können und dabei gleichzeitig viel Neues zu lernen. Insgesamt durfte ich während dieser vier Wochen ein wahnsinnig nettes Team kennenlernen und habe spannende Einblicke in die Arbeitsweise einer Forschungsstelle erhalten. Ich würde dieses Praktikum jederzeit wieder genau so machen und freue mich, ab Oktober als studentische Hilfskraft weiterhin Teil des Teams zu sein.

Kathrin Walther, 13.09.2021